NEUIGKEIT

Pseudomonas-Rindenkrankheit der Rosskastanie -Erstnachweis des Bakteriums Pseudomonas syringae pv. aesculi in Deutschland

Seit einigen Jahren wird aus Großbritannien, Belgien und den Niederlanden eine neue Krankheit an Rosskastanien gemeldet. Auffälligstes Merkmal sind schwärzliche Leckstellen an Stamm und Ästen, die im Englischen als "bleeding canker" bezeichnet werden.

2006 traten Symptome dieser Krankheit auch in Deutschland verstärkt auf. Das Schadbild ist einem Befall mit Phytophthora ähnlich. In der Vergangenheit sind daher von Bakterien infizierte Bäume möglicherweise falsch angesprochen worden.

Für eingehende Untersuchungen dieser Krankheit wurde daher eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingerichtet:

- Prof. Dr. Dirk Dujesiefken, Dr. Horst Stobbe, Institut für Baumpflege, Hamburg
- Prof. Dr. Olaf Schmidt, Ute Moreth, Universität Hamburg
- Prof. Dr. Rolf Kehr, HAWK, Göttingen
- Dr. Thomas Schröder, BBA, Braunschweig

Molekularbiologische Untersuchungen an Proben einer Rosskastanie aus Hamburg mit typischen Schadsymptomen zeigten, dass das aus Großbritannien und den Niederlanden bereits bekannte Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi jetzt auch in Deutschland vorkommt. Untersuchungen auf Befall mit Phytophthora ergaben einen negativen Befund. Die wissenschaftliche Veröffentlichung hierzu erscheint in Kürze in der Zeitschrift Forest Pathology (Pseudomonas syringae pv. aesculi associated with horse chestnut bleeding canker in Germany).

Weiterführende Untersuchungen deuten an, dass das Bakterium P. syringae pv. aesculi bereits auch in anderen Bundesländern vorkommt. Vielerorts wird befürchtet, dass die Rosskastanien durch den Befall rasch absterben. Erfahrungen aus den Niederlanden zeigen dagegen, dass diese Rindenkrankheit zwar bis zum Kambium reichen kann und dann zu Totstreifen am Stamm und an Ästen führt; ein Absterben der Bäume wurde jedoch in den letzten Jahren nur selten beobachtet. Vor allem vitalere Rosskastanien können den Schaden offenbar abschotten und die Leckstellen trocknen ein. Nach diesen Erfahrungen ist eine rasche Fällung befallener Bäume nicht erforderlich. Detaillierte Handlungsempfehlungen können erst nach weitergehenden Untersuchungen gegeben werden.

Da der molekularbiologische Nachweis von Bakterien aufwändig ist, soll im nächsten Schritt für den Praktiker vor Ort eine Möglichkeit der Differenzierung von Pseudomonas und Phytophthora erarbeitet werden. Hierüber soll auf den Deutschen Baumpflegetagen (15.-17. April 2008 in Augsburg) sowie im Jahrbuch der Baumpflege berichtet werden.

vom 15.11.2007